Kleine Afrikakunde: Kongo sind zwei Staaten. Die ehemalige belgische Kolonie Demokratische Republik Kongo, vormals Zaire, mit der Hauptstadt Kinshasa einerseits, und andererseits die kleinere Republik Kongo, früher französische Kolonie, Hauptstadt Brazzaville, hieß auch mal Volksrepublik Kongo. Aus beiden Ländern versammelt diese Compilation Zeugnisse der musikalischen Entwicklungen in der ausgehenden Kolonialzeit bis hin zur Unabhängigkeit beider Länder, die 1960 begann. In beiden Staaten interessierten sich Musiker damals verstärkt für lateinamerikanische Musik wie Rumba, auch Jazz wurde aufgegriffen und mit kongolesischen Traditionen vermischt. Nicht immer lässt sich so ohne weiteres zuordnen, aus welchem Land die Musik kommt. Eindeutig sind dafür Fälle wie »Vive Patrice Lumumba« von African Jazz aus dem Jahr 1960, das dem ersten Präsidenten der späteren Demokratischen Republik Kongo gewidmet ist. Lange lebte der Staatsmann danach nicht: Er wurde im Jahr darauf unter Beteiligung der CIA und des belgischen Geheimdienstes ermordet. Die Unabhängigkeit des Staates gefiel international mithin nicht jedem. Diese und andere heftige politische Umbrüche und die grausamen Verbrechen insbesondere der belgischen Kolonialherrschaft zuvor machen diese scheinbar unbeschwerte, selbstbewusst ihre Lässigkeit ausstellende Musik umso erfreulicher und erstaunlicher. Der Aufbruch ist in jeder der Nummern zu hören. Leider war es bis zu Mobutus Diktatur nicht mehr weit. Die Musik hat aber länger gehalten als dessen Herrschaft. Immerhin.
Various Artists
Nigeria Freedom Sounds!
Soul Jazz