Purer Hardcore. 70 Minuten lang. In den frühen Neunzigern, die Techno-Revolution war noch gar nicht allzu lange her, war er plötzlich da, dieser Klang. Anders als die Clubmusik vorher, doch keinesfalls aus dem Nichts entstanden. Jungle war aufwühlend, energisch, rastlos. Eine scheinbar chaotische Klanggewalt aus Breaks und Bass. Wobei schon die Grundzutat, der „Amen Break“ aus dem Soul-Song, »Amen, Brother« der Winstons, von 1969 stammte. Und längst im Hip-Hop ausgiebig Verwendung gefunden hatte. Jungle nahm das bewährte Sample und beschleunigte es bis zur Unkenntlichkeit auf 175 BPM, was der Sache mitsamt den federnd rumorenden, aus dem Ragga übernommenen Bässen ein ungekanntes Energielevel gab. So hoch, dass schließlich Erschöpfung oder Hektik-Overkill einsetzte, weshalb sich das Breakbeatwesen irgendwann in vermeintlich ruhigere Varianten fortentwickelte. Seit einigen Jahren ist jedoch eine Renaissance früher Jungle-Tugenden zu beobachten. »Black Riot« erinnert an diese Anfangsphase der Musik, aus der später Drum’n’Bass werden sollte, mit Klassikern wie »Ganja Man« von DJ Krome & Mr. Time und zum Teil weniger bekannten Produzenten, die lediglich eine Handvoll Platten zur Entwicklung des Genres beisteuerten. Darunter DJ Duplate, The Freaky und Hi Fi Power. Die Wucht der Tracks ist geblieben. Und auch die vereinzelt eingesetzte Time-Stretch-Funktion, die parallel zu den hochgepitchten Beats für zähflüssige Entschleunigung bei den Stimmensamples sorgte, macht nach wie vor Freude. Massive!
Black Riot: Early Jungle, Rave And Hardcore