Sieht man mal von Johnny Cash ab, genießt Country heutzutage nicht unbedingt eine hohe Wertschätzung bei hippen Pop-Musik-Connaisseuren. Doch so klischeebeladen das Image aus Hillbilly-Größvätern und Honky Tonk-Albernheiten auch gelitten hat, so gelassen bewahrt Valerie June auf ihrem Debüt »Pushin Against A Stone« die Ruhe eines schwülen Südstaaten-Nachmittags. Ganz traditionell mit Fiddle und Mandoline vertont, verliert sich das Wesen ihrer »Organic Moonshine Roots Music« allerdings nicht gleich in Grashalm-kauender Prärie-Romantik. Viel mehr erzählt die 30-jährige Multiinstrumentalistin aus einem kleinen Ort bei Memphis vom einfachen Leben, das – zum Diogenes, nochmal! – eben alles andere als einfach ist. Bevor sie dem geschmackssicheren Dan Auerbach vor das Mischpult fiel, verdingte Sie sich als Hunde- und Babysitterin, spielte nebenher in Bars und verkaufte selbstgemachte Seife. »I been working like a man, ya’ll/ I been workin’ all my life, yeah«, heißt es auf dem Paradestück »Workin’ Woman Blues«. Ihre teilweise schludrige Intonation wechselt innerhalb der elf Stücke zwischen der Rustikalität einer Arbeiterklassen-Granny und der Zerbrechlichkeit eines träumenden Kleinstadtmädchens. Auf den Pfaden von Dolly Parton und Nina Simone schlendert die Melange aus Soul und Bluegrass vorbei am glattgebügelten Retro-Tamtam in die Ursprünglichkeit der volkstümlichen Musik, wo Ohnmacht und Sehnsucht nah beieinanderliegen. »Manchmal fühle ich mich so, als hätte ich mein bisheriges Leben hauptsächlich damit verbracht, gegen einen Stein zu schlagen«, rattert ein Zitat aus der Promotext-Maschine. Wenn dabei so etwas wie »Pushin’…« entsteht, sollte sie in einen Steinbruch ziehen.
Pushin Against A Stone