Von der Vergangenheit inspiriert, ist diese EP doch ein sehr kontemporäres Werk. Die EP leiht sich den Titel von Giacomo Ballas zwischen 1913 und 1914 entstandenen Malereien, die Geräusch und Geschwindigkeit abzubilden versuchen. Das tut nun auch der Italiener Daniele Stelle mit dem skandinavisch klingenden Künstlernamen Vaghe Stelle. Das Geräusch darzustellen, ist kein Problem; klar, ist ja ein Tonträger. Spannend wird’s bei der Geschwindigkeit. Um Vaghe Stelles Vorhaben zu erklären, wird’s nun kurz ein bisschen theoretisch: Stelle will vertonen, wie sich unsere Avatare durch digitale Netzwerke bewegen. Das kann man natürlich als Pressetext Aufplusterei abtun. Aber es ist gar nicht so sinnlos, wenn man »Abstract Speed+Sound« hört. Manchmal gleiten die Flächen schwerelos durch den Raum, manchmal überschlagen sie sich im eigenen Rausch zu meinen, an mehreren Orten gleichzeitig sein zu können. Daniele Stelle bedient sich bei den kalten, artifiziellen Tönen wie man sie von Post-Internet-Konzept-Musikern wie Fatima al-Quadiri oder Holly Herndon kennt. Doch dabei scheint es ihm wichtig, nicht ausschließlich die Virtualität zu vertonen. Sondern auch die Körperlichkeit. Das schafft er da, wo er den Tracks durch wärmere Klänge oder dem Anflug von Menschlichkeit (ein verhuschtes Hauchen) etwas festen Boden unter blinkende Fiepsen und Error-Sounds stellt. Musikalisch durchaus anstrengend die EP, aber/weil sie eben auch nah am Datenkabel der Zeit haftet.
Solpara
Melancholy Sabotage
Other People