Die New-Age’isierung der Gesellschaft schreitet voran. Die Fußmatte der Nachbarin sagt »Keep Smiling«, beim Zahnarzt rauscht Tarzan durch den Regenwald. Und sogar in Nazikellern baumeln bald Traumfänger von der Bunkerdecke. Alle wollen chillen, niemand gibt’s zu. Dass man in den Neunzigern schon weiter war und aus Synthesizern ein Zimmerbrunnen-Geplärre quetschte, bei dem sich selbst Enya die Ohren abgesäbelt hätte, fällt manchen erst jetzt auf. [Uman](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/6783/uman,) das Geschwisterpaar um Danielle und Didier Jean, husteten in den Suburbs von Paris erst über Pop-Platten, als man 1992 den guten Stoff entdeckte und mit »Chaleur Humaine« eine Scheibe für psychoaktive Pflanzentrips veröffentlichte. Fast 30 Jahre später, längst vergriffen und allerhöchstens einem französischen Schallplattenarchivar unter dem Schnurrbart abzuluchsen, bringt Freedom To Spend das Debüt von Uman erneut auf den Markt. Was nicht heißt, dass alles wiederkommt. Aber dass sich das Meiste irgendwann wiederholt. Im Falle von Uman darf man nicht böse sein, die produzierten Anfang der 90er schon Banger, die über den Trommelkurs in der Regenbogengruppe schielten. Der Track »Mémoire Vive« könnte heute auch in Weekday-Filialen neben Balearen-House trompeten. Und alle zwischen Burial, A.G. Cook und David Lynch dürften sich von »Chaleur Humaine« nicht nur einen Pausenschmäh abgeschaut haben. Wie gemacht also für das kommende Spa-Wochenende.
Chaleur Humaine