Solltest du dich immer noch fragen, was Library Music eigentlich sein soll, dann empfehle ich dir diese Schallplatte anzuhören. Spätestens beim dritten Track wird es dir einleuchten. Seit den späten 1960er Jahren bis in die 1990er Jahre hinein wurde Musik produziert, die als Hintergrund für Rundfunkbeiträge dienen sollte. Es mussten also Stimmungen und Themen musikalisch in zwei, drei Minuten Länge eingefangen werden. Die Italiener scheinen in diesem Metier besonders produktiv gewesen zu sein. Alessandro Alessandroni, Giuliano Sorgini, Piero Umiliani sind dem Schallplattensammler inzwischen geläufige Namen. Ein weiterer von ihnen ist <a href=“https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/6919/ugo-busoni.“>Ugo Busoni Der Multiinstrumentalist hat In den Siebzigern einige dieser Library-Schallplatten aufgenommen. 1975 erschien »Valvole«, damals auf dem Label Nuova Idea, jetzt wurde es auf Musica Per Immagini wiederveröffentlicht. Das erste Stück heißt »Tokyo« und fängt die Atmosphäre einer fernöstlichen Großstadt ein. Das zweite Stück »Piccola Idea« verbindet Ennio Morricones Mundharmonika mit psychedelischen Wah-Wah-Effekten, ohne die Western-Stimmung zu stören. »Uscita Da Scuola« (deutsch: Schulabschluss) betont das Gefühl der Ausgelassenheit. Auf »Polvere Cosmica« (Kosmischer Staub) wird es dramatisch, mit hämmernden Pianos und psychedelischen Effekten. Und so geht es weiter, 36 Minuten, 12 Stücke. Die Musik ist nur für den Effekt geschrieben, sie triggert die Synapsen, ihre Absicht ist unverhohlen. »Digradanta« kupfert bei Serge Gainsbourgs »Je t’aime … moi non plus« ab, »Raid« klaut den Anfang von Joni Mitchells »Big Yellow Taxi«, na und? Diese Offensichtlichkeit, dieses Unverschleierte ist natürlich platt, aber auf eine wohltuende Art.
Valvole