Review

Tycho

Awake

Ghostly International • 2014

Scott Hansen ist in erster Linie Grafikdesigner. Als Tycho hat er sich inzwischen auch in Electronica-Kreisen einen namen gemacht. Aber eigentlich ist Scott Hansen vor allem eins: ein Träumer. Sowohl seine Vintage-warmen Illustrationen als auch seine drei bisherigen Alben sind durchzogen von einem taumelndem Unterbewusstseins-Motiv – vernebelt, blinzelnd und herzerwärmt. Auch bei »Awake« inszeniert Tycho jenen typisch-sphärischen Unaufdringlichkeit-Elektro wie einen malerischen Sonnenuntergang an der Küste seiner Heimat San Francisco. Ambient-Alben unterstellt man ja gerne mal einen gewissen Hang zum Kitsch und auch Tycho scheut sich nicht Nostalgie, Melancholie und schlussendlich nun das Erwachen, quasi die Erlösung zu romantisieren. Es ist ein falscher Ansatz die acht Songs einzeln zu beleuchten, um die organischen Bass- und Gitarrenlinien von »Apogee« oder die scheppernden Drumbreaks von »See« herauszustellen, denn »Awake« ist eine musikalische Erfahrungsreise, die nur in ihrer selbst-einnehmenden Einheit funktioniert. Auch wäre es unfair diesen Synthesizer-Subtilitäten und psychedelischen New Age-Mantras das voreilige Prädikat »Was zum Chillen« aufzudrücken, da diese 36 Minuten einer emotionalen Achterbahnfahrt gleichen, allerdings nie den Vorschlaghammer auf Aufmerksamkeit preschen. Das potenzielle Problem von »Awake« liegt also nicht in seiner musikalischen Veranlagung, die weitestgehend geschmackvoll temperiert ist, sondern viel mehr darin, dass man in der Schönheit seines Kopfkinos versinkt und vergisst den Kompositionen zu folgen. Denn erst wenn der Schlagzeug-lose Hauch eines Gitarrenakkords von »Plains« dich aus den Tiefe deiner Fantasie zurückholt, bemerkst du vernebelt, blinzelnd und herzerwärmt, dass du eigentlich nur »Was zum Chillen« hören wolltest.

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