Es kommt vor, dass die Frage gar nicht da war, die Antwort aber total umhaut. Diese Reissue hier ist so ein Fall. Im um die Ecke und in ferner Vergangenheit gleichzeitig liegenden Jahr 2000 ist »Ninth Elegy« der japanischen Band Tsuki No Wa ursprünglich auf CD erschienen. Man kann nicht behaupten, dass das Album seit dem zu großer Bekanntheit gelangt ist, und die Massen die Niederkunft der Neuveröffentlichung flehentlich herbeigesehnt hätten. Nun aber ist sie da und wird die Welterfahrung jedes Hörenden um einen kleinen, magischen Fitzel erweitern. Denn »Ninth Elegy« ist so groß und so rätselhaft und so ungehört, dass es perfekt zupackt, an der erogensten Stelle des menschlichen Körpers, der Gehirnregion nämlich, in der die Neugierde Befriedigung erfährt. Man stößt hier beim Hören auf Neuland, wird angespült, freigespült und entlassen in ein Labyrinth aus lateinamerikanischen Percussions, flehendem Saxophon und krummer Fidel, Post-Rock-Habitus, Folk-Melodien und vor allem, vor allem, Fuminosukes Stimme. Diese Stimme. Eine große Performance, eine falsche Fährte, die solange in eine Nicht-Richtung führt, bis man Erleuchtung gelangt; sie trällert und schmachtet, wechselt von Arie zu sanfter Tasterei, nimmt sich allen Raum und verzichtet im nächsten Moment auf die Aftercare. Ach so, so also hätte das geklungen hätten Joni Mitchell, Beverly Glenn-Copeland und Phew ein Album zusammen aufgenommen.
Ninth Elegy