Wer einmal mit Leonard Cohen zusammen wohnte, kann scheinbar keine schlechten Songs schreiben. Das beweist der ehemalige Chokebore-Sänger auf seinem zweiten Album erneut. How To Live On Nothing beginnt zwar mit einem Löwenschrei, doch ist die Aggressivität der einstigen Nirvana-Vorband nur noch anhand einiger Andeutungen im Hintergrund zu erfühlen. Vielmehr zeugen die melancholischen Popmelodien von einer Songwriter-Meisterschaft, die auf Augenhöhe mit Gralshütern des geschmackssicheren Geschichtenerzählens wie Elliott Smith oder Cass McCombs ist. In jedem Stück geht spätestens beim Refrain die Sonne auf, wobei Von Balthazars Songs – blasphemisch mit »Sadcore« umschrieben – regelmäßig in höchste Höhen entschweben. Da dieser auch im richtigen Leben ein wahres Eremitendasein führt, ist der Titel durchaus wörtlich zu verstehen. Aus Zeilen wie »You want too much/ You have enough/ Of everything« kann man zudem einen Kommentar auf eine neue Genügsamkeit herauslesen. Schließlich ist nach dem Crash vor dem Crash, und Troy reicht es schließlich, sich mit einer Folkgitarre und ein paar Notizbüchern als einziges Gepäck irgendwo zwischen L.A. und Berlin umhertreiben zu lassen, um (zumindest manchmal) glücklich zu sein und dazu noch solch großartigen Lieder zu schreiben.
Troy von Balthazar
… is with the Demon
Vicious Circle