Neuigkeiten von Trees Speak sind eigentlich nichts Neues, denn sie liefern seit einem Jahr in mehr oder minder regelmäßigen Abständen eine Platte nach der anderen ab. Neues gibt es zu ihrem jüngsten Album »Vertigo of Flaws« trotzdem. Zunächst eine Auskunft: Daniel Martin Diaz und Damian Diaz, die Köpfe dieser Band, sind nicht Brüder, sondern Vater und Sohn. Wer wer ist, folgt dann vielleicht in ein paar Monaten, wenn die nächste Platte draußen ist. Wichtiger ist allerdings, dass es sich bei diesem anderthalbstündigen Trumm um die bisher vielseitigste Veröffentlichung von Trees Speak handelt. Neben der gewohnten Krautrock-Motorik und den Postpunk-Posen haben sie eine Palette von Stilen versammelt, die bei den elektronischen Klängen mit den spröden Synthesizern der Nachkriegsavantgarde flirtet, an anderer Stelle in bewährter Sechziger-Manier an Soundtracks mit Cembalo-Groove anknüpft oder auch schon mal atonale Chöre in Erscheinung treten lässt. Da viele der 31 Stücke bei einer Dauer von ein oder zwei Minuten eher Zwischenspielcharakter haben, ist »Vertigo of Flaws« zugleich die am stärksten zerklüftete Platte dieses musikalischen Familienunternehmens. Umgekehrt nutzen sie einige der längeren Stücke für etwas ziellos ausgestellte Drumfills des amtierenden Schlagzeugers. Dadurch bleibt von diesem als großer Wurf angelegten Werk ein zwiespältiger Eindruck. Im Detail gibt es viele gute und einige tolle Momente, auf die gesamte Länge hin bremsen sie einander aus. Und auch wenn sie sich in zuvor ungekannter Form erproben, bleiben es in der Summe Verneigungen vor vergangenen Epochen. Immerhin hat man jetzt einen besseren Eindruck, wie umfangreich ihre Einflüsse sind.
Vertigo Of Flaws