Dass die Identitätsfindung mitunter ein langwieriger Prozess mit unterschiedlichen Stufen sein kann, ist vielen nicht erst seit Erik H. Eriksen bekannt. Übertragen auf die Entwicklung eines Künstlers, lassen sich auch auf diesem Feld durchaus so manche Parallelen erkennen oder zumindest erahnen. Versuchte sich Tre Mission auf seinem letztjährigen Mixtape »Malmaison« noch musikalisch irgendwo zwischen Dizzee Rascal und Wiley zu verorten, ist der Kanadier nun offensichtlich einen Schritt weiter gekommen und zeigt das aktuell auf seinem ersten Album »Stigmata«. Gestärkt und beflügelt vom Vertrauen und dem damit einhergehenden freien Handlungsspielraum seines Labels Big Dada, produzierte Tre Mission die Platte fast gänzlich in Eigenregie. Das Ergebnis klingt in erster Linie weiterhin nach düsterem und waberndem Grime (»Real Grind«, »Rally«, »Jack Pot«) angelehnt an die großen UK-Vorbilder, an denen Vorbeizukommen auch erst mal zu viel des Guten wäre. Völlig aus dem Konzept gefallen erscheint hingegen das doch ausgesprochen poppige »Money Make (Her)«, das zwar sehr eingängig daher kommt, aber verglichen mit dem Rest der Platte nicht harmoniert. Vielleicht Kalkül, vielleicht auch nur ein Versuch die eigene Bandbreite etwas auszubauen. Die eigene Identität wird auf »Stigmata« nicht entdeckt, so viel ist sicher. Gespannt sein wo es in Zukunft hingehen wird, darf man trotzdem.
Stigmata