Review

Traxman

Da Mind Of Traxman Vol.2

Planet µ • 2014

Chicago ist die Heimat der House-Music. Frankie Knuckles mischte dort Ende der 1970er Jahre Disco, Soul und Kraftwerk zu einer neuen elektronischen Tanzmusik, deren Einfluss damals sicher noch nicht abzusehen war. Vor ein paar Jahren kam eine neue Tanzmusik namens Footwork aus Chicago, von der einer der wichtigsten Protagonisten R.P. Boo gesagt haben soll: »A lot of people think that house music has gone underground. House music is still here! I am what happened to house music.« Der recht energiegeladene rappelige Footwork hat auf den ersten Blick aber gar nicht so viel mit House zu tun. Der dazu gehörige Tanzstil ist eine Mischung aus House, Stepptanz und Breakdance, bei dem die Tänzer den Oberkörper so gut wie gar nicht, die Füße aber in rasender Geschwindigkeit bewegen. Musikalisch besteht Footwork meist aus einem schnellen Beatgerüst aus wenigen Snare- und HiHat-Sounds. Darüber liegen dann Vocal-Schnipsel aus R’n’B, Funk und Reggae. Die Tracks haben oft etwas Skizzenhaftes; kurze und äußerst repetitive 16-tel Beats wechseln in rascher Geschwindigkeit. Ein wirklicher Groove wie bei House oder Hip Hop entwickelt sich nur manchmal. Cornelius Fergusons zweites Album für Planet µ als Traxman fußt auch auf dieser wunderbaren Mischung aus Hyperaktivität und Hip Hop-Kopfnickerei. Er treibt den Minimalismus auf die Spitze, manchmal reichen ihm nur zwei kurze Samples für einen Track. Seine Musik klingt wie live mit der MPC improvisiert, rau und trotzdem absolut präzise und scharf. Kraftwerk, die Eurythmics, James Brown, Jazz, Hip Hop dienen als Basis für seine Hochgeschwindigkeitsmusik, die auch ohne wildes Getanze viel viel Spaß bereitet.