Zeitwahrnehmung hat ziemlich sicher auch mit Gefühlen zu tun. Dass das erste Album von Tornado Wallace etwa, »Lonely Planet« beim Darandenken erst mal gar nicht den Eindruck erweckt, schon drei Jahre alt zu sein. Das hat vermutlich mit den guten Erinnerungen an die tropenfeuchte, bewusstseinsweitende und überhaupt sehr freundlich traumnahe Clubmusik zu tun, die der australische Produzent namens Lewis Day darauf versammelte. »Midnight Mania«, sein zweites Album, das sich auf fünf Titel und 32 Minuten Spielzeit beschränkt, kommt da mit sehr guten Empfehlungen hinterher. Und die werden nicht enttäuscht. Wieder nimmt Tornado Wallace einen auf große Reise mit, gibt hier ein bisschen tribalistische Trommelarbeit in gemäßigtem Tempo zum Acid-Arpeggio hinzu, lässt da globalen Beat auf zirpige Synthesizer los, gestattet sich zarte Trance-Momente und hat sogar ein paar Voguing-Anleihen am Start. Dabei baut er die Tracks gern sacht anschwellend auf, setzt zwischendrin jedoch immer wieder Rätselhaftes hinzu wie die entrückt-verwaschen geloopte Stimme am Ende von »PNG«. Insgesamt versetzt er den Nummern eine Spur mehr Druck als 2017, gestattet sich und uns allerdings nach wie vor viel Luft zum Atmen und zur freien Körperentfaltung. Kreaturen der Nacht aller Länder, tanzt auf diesen Wahn!
Midnight Mania