Review

Tomaga

The Shape Of Dance

Hands In The Dark • 2016

Legen wir den Finger erstmal dahin, wo’s nicht wehtut. Genauer gesagt auf Track fünf, »A Perspective With No End«. Da zeigen Tomaga, was ihr Sound auch sein könnte (autsch, ja, da tut’s schon weh): Experimentell zwar, aber mit Idee. Mit dem Mut, einen Song zu machen. Anstatt: sich nur hinter der Improvisation verstecken. Das London-Duo lässt die Synths quietschen, die Percussions frei, und ummantelt das alles mit einer kalten dronigen Decke. Aber vor allem klopfen die beiden auf ihrem fünften Album heftig auf Steinen herum, ohne das ein Funken überspringen würde. Das ist alles okay, stellenweise wuselig, kurz mal interessant, aber kaum ein Stück, das hätte aufgenommen werden müssen. Wäre sicher ein netter Abend gewesen, der Entstehung beizuwohnen: Maschinen und Gefrickel auf einem Perserteppich. Man trifft sich nicht mehr zum Matchbox-Auto spielen, sondern zum Musikmachen. Was aber eben nicht bedeutet, dass das verewigt werden muss. Viel zu oft bleibt »The Shape Of Dance« einfach nur Experiment – ohne Idee – und damit beliebig. Weder musikalisch noch atmosphärisch packt es zu. Das ist Musik für Loft-Partys mit Kunsthochschulpublikum, auf der keiner der Anwesenden rafft: es ist keine Kunst, Kunst zu machen. Jedes beliebige, atonale Gewische, Geschleife und Gebleepe wird da gerne direkt als artsy rezipiert, ein Wodka Mule und eine flirrende visuelle Installation dazu, in dem ein Mensch verzerrt zu sehen ist, der scheinbar am Rande des Wahnsinns ist, und fertig ist die Blase. Wer will, der merkt sich: Nur weil etwas ohne Ziel ist, ist es noch lange nicht frei. Nur weil etwas kompliziert ist, ist es noch lange nicht schlau.