»Trccrt!«, rattert John Peel ins Mikro, und macht sich damit über die harte Aussprache seiner deutschen Studiogäste To Rococo Rot lustig. Ein Witz, dem man heute nostalgisch und auch zynisch lauscht, weil ja mittlerweile solche Konsonantenstummel, auch bekannt als disemvowelments, fast allgegenwärtig sind. Und die haben mit deutscher Sprache oft wenig, dafür viel mit Digitalkultur-Popanz zu tun. Welch geschicktes Intro für eine Platte, die die vereinte visionäre Strahlkraft von Peel und To Rococo Rot zelebriert: dieser Band, die in ihrer versierten, ja, ratternden Reduziertheit ein so wichtiger Wegbereiter war für neue Spielarten elektroakustischer Musik um die Jahrtausendwende. Für festliche Stimmung sorgt dann auch das schöne Track-Bouquet. Unter den zehn Stücken aus drei Live-Sessions in den Jahren 1997 und 1999 finden sich legendäre, aber auch exklusiv bisher unveröffentlichte (»Glück«, »Esther« und das ergreifende »Glas«). Kosmische Synths mit Krautrock-Anleihen, präzise dosierte Störgeräusche und eine klöppelnde Rhythmik schaffen den unverkennbaren Sound zwischen Post-Rock und Ambient. Charakteristisch die roboterhafte Melancholie, ohne Traurigkeit, dafür mit uns einladender Anmut. Ein Musik gewordener Bescheidenheitsplural quasi. Bescheiden wie die universellen Wechselwirkungen, auf die der palindromische Bandname hinweist: die Instrumente werden bespielt, aber sie bespielen auch uns. Wer jetzt KI-basierte Musik assoziiert, der sollte sich dringend dem Sound dieser Platte unterziehen. Alle anderen werden es eh freiwillig tun.
The John Peel Sessions Black Vinyl Edition