So klingt Blues, wenn seine emotionale Inbrunst einer verschrobenen Müdigkeit gewichen ist. Die kanadische Band Timber Timbre legt auch auf ihrem fünften Studioalbum ihre Version der ursprünglich afroamerikanischen Folklore vor. Die Gitarren klingen hier immer so, als stammten sie direkt vom Dachboden der unheimlichen Oma und leierndes Orgelspiel ist meist das letzte Element, das dazu beiträgt, dass dieser Blues mit einer solch mythisch-okkulte Note in den Raum taumelt. Hierzu setzt sich ein abgehalfterter Teufel in eine Trucker-Bar, trinkt ein Bier zu viel und tanzt dann den Suff-Walzer mit Kathy von hinter dem Tresen im Licht der Discokugel. Timber Timbre tragen ihre Musik so beiläufig und scheinbar desinteressiert vor, dass die Instrumentierung mit Saxophon und anderen Instrumenten aus der Soft-Porn-Ecke nie ins allzu Glamourös-Kitschige abdriften. So legt das Album auch dann sein zwischenweltliches Taumeln nicht ab, wenn die Instrumente geballt zur großen Emotion blasen. Das liegt vor allem an Taylor Kirks unvergleichbarer Stimme. Diese schwebt unkontrolliert und doch mit schlafwandlerischer Sicherheit in ihrem Rhythmus über die Musik, wie ein Betrunkener über den Jahrmarkt geistert. Ein Album, das Bilder in verrauchtem Neon-Licht am laufenden Band produziert. Mindestens aber, kann sich zu »Hot Dreams« jeder im trauten Heim zu einem desillusionierten Whiskey-Trinker stilisieren.
Hot Dreams