Wenn sich ein Label so konsequent den Verästelungen der britischen Bassmusik widmet wie Hyperdub, kann man schon mal übersehen, dass es dort bisher kein echtes Jungle-Album gab. Vielleicht hatte man sich dem Revival des nie ganz verschwundenen Amen Break zunächst verweigert. Jetzt jedenfalls blicken die Produzenten Tim Reaper & Kloke mit ihrer Platte »In Full Effect« auf dem Label zurück in die Zukunft. Vor allem der Londoner Tim Reaper gilt als eine der treibenden Kräfte hinter der erfolgreichen Wiederbelebung des Jungle, sein Kollege Kloke tut von Australien aus sein Übriges.
»Continuities« nennen sie programmatisch den ersten Titel, was auch passt, denn ihr Stil ist keine bloße Reproduktion der Sounds der Neunziger, sondern schreibt diese fort und erweitert sie. In besagtem Stück zum Beispiel mit kristallin-digitalen Synthesizern, die einen denkbar starken Kontrast zum bodenständigen Beat-Treiben bilden. Mit »Blood Pressure« üben sie sich dann in gelungener Reduktion auf Rhythmus und Bass. Andererseits knüpfen sie mit historisch informierten Details wie digital verzerrten Bässen oder Samples, die in den Neunzigern populär waren, an die Tradition an. Die Frage, wie innovativ das alles ist, sollte immer danach beantwortet werden, wie sehr das Album zu rocken vermag. Vorsichtige Prognose: Es besteht den Test auf Zeitgemäßheit. Locker.
In Full Effect
