2019 hat Adobe, das Software-Unternehmen, das es dir seit Jahren verbietet, ihre Schnittsoftware zu kaufen und stattdessen das Abo-Modell eingeführt hat (danke dafür nochmal), mit Hilfe einer firmeninternen Umfrage herausgefunden, dass bis zu fünf Stunden am Tag nur für das Lesen, Beantworten und Sortieren von E-Mails draufgehen. Die Chefetage bebt: Wer soll da noch produktiv sein? Dabei kann die seit über einem halben Jahrhundert aktive Technik eben genau dafür sorgen, dass zusammenkommt, was zusammenkommen muss, sowohl menschlich als auch musikalisch. Eine kreative Konversation.
Ein Jahr lang haben sich der Multi-Instrumentalist Tim Koh und der Sounddesigner Sun An ihre Soundschnipsel in die Inbox geschickt, um per Remote-Zusammenarbeit insgesamt 18 kratzige und angedeutete Ambient-Skizzen zu erschaffen, deren faszinierende Melodie-Fragmente immer dann verschwinden, wenn man gerade dachte, sie greifen zu können. Hier ein Ploink, da ein Wassertropfen. Schicht für Schicht sorgsam aufgetürmte und ineinanderfließende Instrumente, manche davon kaum als solche zu erkennen. Da schaben sich die Computersounds und Field Recordings in Zeitlupe durch vergessene Maschinen, und Songs wie »Somewhere In Time« oder »Can’t Stand In The Past« wirken wie versehentlich abgefangene Klänge aus den Piratensendern verlassener Geisterstädte. Es ist unser Glück, dass wir dieser Unterhaltung auf »Salt And Sugar Look The Same« lauschen dürfen.
Salt And Sugar Look The Same