Unter »Arcology« versteht man die Kombination von Architektur und Ökologie zu einer autarken Einheit – im Computerspiel »Sim City« etwa kam das Wort häufig vor. Für sein zweites Album hat sich der Produzent Ryan McRyhew das Konzept einer solchen Kolonie überlegt, einer fremden Siedlung an der Grenze von bekannten und unbekannten Welten. Alternativ zu dieser Science-Fiction-Erzählung könnte man den Titel aber noch ganz anders auf die Musik anwenden. Denn das phonetisch nicht unähnliche »archaeology« trifft McRyhews Arbeitsweise vielleicht sogar noch besser. Setzt sich die Musik von Thug Entrancer doch aus verschiedenen Schichten von Musikstilen der realen Stadt Chicago zusammen, angefangen bei Acid House über Juke bis zu Footwork, die McRyhew wie ein Archäologe zusammengetragen hat. Anders als ein Altertumsforscher legt Thug Entrancer diese Elemente aber nicht bloß frei, sondern vermengt sie zu einer eigenen Gestalt, die all seine Einflüsse zu gleichen Teilen vereint und in etwas anderes überführt, bei dem jedes einzelne Klangdetail vertraut scheint – die unabdingliche 808, der 303-Drumcomputer, die nervös pochenden Beats und rasenden Hihats –, das in seiner Gesamtheit aber eine neue, eigene Vision erkennen lässt. Zu der man sich reichlich Bilder einfallen lassen kann. Zu der man bei Bedarf von elektronischen Schafen träumt. Zu der man vor allem aber unbedingt tanzen will.
Arcology