Thomas Brinkmann habe sich als Autor bei dieser Sammlung von elf Stücken aus der Gleichung genommen. Was der Hörer mit ihnen anfange, was er mit ihnen erlebe, wie er sie einordne, bleibe gänzlich jenem überlassen. Soweit die Presseinfo. Ansage eines philosophischen Spiels mit der Objektivität der Erfahrung, nicht von ungefähr im Albumtitel als Tautologie formuliert, die dem Rezensenten die Feder aus der Hand schnipst. Dabei ist »What You Hear (Is What You Hear)« auf zehn Meilen als klassisches Thomas Brinkmann-Werk zu erkennen. Von der Farbenlehre in Tracktiteln und Artwork (inklusive eines ganz speziellen Orange) bis zur musikalischen wie konzeptuellen Arbeit mit Repetition und Mechanik spinnt es den Faden einer Art von kybernetischem Minimalismus weiter, der sich durch sein Schaffen zieht, und nicht ohne den Duft der späten Sechziger. Inklusive einem Element der Herausforderung, das in Retro-Aneignungen jener Zeit gern unter den Tisch fällt. Nun gut. Was dieser eine Hörer hört: dichte, sich umschichtende Frequenzwände, die sich schleichend intensivieren, im Wechsel mit überraschend warmen Popol-Vuh-Chören, mit Maschinen, die Kartoffeln schälen und gleichzeitig Flyer drucken, mit Unwucht in der Verzerrerhölle und mittendrin einem sprühnebligen Spielzeughubschrauber. Zusammenhang stiftet ihm die Form der Stücke, die sich durchweg durch Loopkonstruktionen bewegen. Die Verfahren, denen sie ihr fast unmerkliches Vorankriechen verdanken, sind ihm nicht ganz offensichtlich: Schichtungen, Filter, feine Fensterverschiebungen wie beim frühen Steve Reich oder alles zusammen? Was diesen Hörer dabei freut: Wie sanft und mesmerisierend, aber auch unerwartet lebendig die Stücke in ihrer Unauslotbarkeit pulsieren. Ein- und Ausgang durch zwei kurze Feedback-Tunnel. Zbigniev Karkowski, dem das Ganze vielleicht nicht rein zufällig gewidmet ist, hätte es auch gefallen.
What You Hear (Is What You Hear)