Review Jazz

Thelonious Monk

Paris 1969

Blue Note Records • 2013

»Paris 1969«, nun wiederveröffentlicht, dokumentiert ein spätes Konzert von Thelonious Monk das für das französische Fernsehen aufgenommen wurde. Der damals 52-jährige Jazzpianist befand sich gesundheitlich bereits auf dem absteigenden Ast. Sein Label Columbia Records forderte kommerziell erfolgreichere Stücke, er selbst schrieb aber kaum noch welche. Für ein paar Konzerte in Europa, sah er sich zudem mit einer suboptimalen Bandbesetzung konfrontiert: Mit Tenorsaxophonist Charlie Rouse spielte er schon seit 1960 zusammen, er galt als sein idealer Partner. Da ihm aber weitere Veteranen nicht zur Verfügung standen, gab es mit dem Bassisten Nate Hygelund und dem erst 17jährigen Schlagzeuger Paris Wright zwei völlig unbekannte Gesichter im Quartett. Letzterer wurde dann zum Schluss des Konzerts von Philly Joe Jones ersetzt, der auch gleich ein ausgiebiges Solo spielen durfte. Thelonious Monk selbst zählte schon zu Lebzeiten nicht zu den größten Virtuosen an seinem Instrument, entscheidend war sein Ideenreichtum. Viele seiner rund 70 Kompositionen wurden zu Blueprints des modernen Jazz und werden bis zum heutigen Tag Abend für Abend auf den Sessionbühnen dieser Welt zum Besten gegeben. »Paris 1969« enthält, mit zwei Ausnahmen, nur Stücke aus seiner Feder. Ort des Geschehens ist übrigens die Salle Pleyel, wo 21 Jahre früher schon sein Weggefährte Dizzy Gillespie ein gefeiertes Konzert gespielt hatte. Vom Publikum ist allerdings nichts zu sehen. Die Schwarzweiß-Aufnahmen [auf einer der CD-Version beiligenden DVD] wurden zeitlich neu sortiert, so beginnt Thelonious Monk zum Beispiel schweißgebadet. Von »Blue Monk« ist leider nur eine Minute erhalten geblieben, dafür ermöglichen die ruhigen Schnitte und Blenden insgesamt ein angenehmes Zuschauen. Das Bonusinterview zeigt einen wie gewohnt wortkargen Monk, der zusieht, dass dieser Quatsch dann auch schnell wieder vorbei ist.