Als wäre es eine Nacht in Addis Abeba in den goldenen Jahren des Ethio-Jazz: Flöten, Saxophone, Vibraphone in klassischen amharischen Tonleitern über Rhythmen, wie sie Mulatu Astatke zelebriert, shuffelnd, treibend, entspannt im Groove. The Sorcerers kommen zwar aus Leeds in Großbritannien, erweisen sich aber auf ihrem dritten Album, dem ersten seit vier Jahren, nicht nur als Experten äthiopischer Stile, sondern lassen sich auch von anderen Ästhetiken der 70er Jahre inspirieren. Womit sie im Geiste Mulatu Astatke verwandt sind. Schließlich hat auch er Musik aus aller Welt studiert und beispielsweise lateinamerikanische Stile in seine Musik einfließen lassen. Im Mittelpunkt von »I Too Am A Stranger« steht jedoch jene Spielart des äthiopischen Jazz, die spätestens seit Jim Jarmuschs Film »Broken Flowers« auch in der westlichen Welt ihr Publikum gefunden hat. Die Sorcerers betten ihre Stücke in einen schlackenlosen Sound, der die Klangsignaturen der 70er Jahre elegant, transparent und kraftvoll in die Gegenwart transportiert. Astatke höchstpersönlich hat ihnen übrigens seinen Segen gegeben – da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.
I Too Am A Stranger