Bill Wells hatte eine sehr gute Idee, als er sich vor gut zehn Jahren mit ein paar Kolleginnen zusammentat, um The National Jazz Trio of Scotland zu gründen. Anfangs ein Quintett, ist man auf dem sechsten Album als Duo angetreten, Wells verantwortet weiter die Instrumente, Sängerin ist diesmal allein Aby Vulliamy. Mit einigem Selbstbewusstsein und dem gewohnt unwiderstehlichen Understatement der Band nehmen sie sich Standards vor, von denen einige so bekannt sind, dass man beim Lesen skeptisch werden könnte. Geht das gut, »We Can Work It Out« von den Beatles, »To Love Somebody« der Bee Gees oder Burt Bacharachs »The Look of Love«? Die Antwort lautet dreimal ja. Was sicher auch dem diskreten Humor geschuldet ist, mit dem das »Trio« seine rabiat spartanischen Interpretationen vorträgt. Bei den Beatles singt Vulliamy konsequent »We can’t work it out«, aus »To Love Somebody« wird dank ihres schottischen Akzents »To Luv Somebody«, und den »Look of Love« reduzieren sie einfach auf ein paar Loops, die den Charakter des Songs gleichwohl erhalten. Traditionell leise das alles, auf selbstverständliche Weise fein und zerbrechlich, doch irgendwie auch unerschütterlich, wie sie sich bei allen Gefühlskurven, die im Material darauf lauern, dass da etwas Fahrt aufnimmt, so gar nicht aus der Gemütsruhe bringen lassen. Abgeklärt in toll.
Standards Vol. VI