Gute Idee: The Knife veröffentlichen ihr viertes Album. Schlechte Idee: Mit »Old Dreams Waiting To Be Realized« einen fast 20-minütigen Stinkefinger auf eben jene Platte zu setzen. Aber wer hat bei Karin Dreijer Andersson und Olof Dreijer wirklich etwas anderes erwartet? Der Erfolg ihrer Single »Heartbeats« rückten sie mit dem Dreijer Anderssons Projekt Fever Ray und dem Album »Tomorrow, In A Year« wieder ins richtige Licht. Einfach ist bei The Knife nicht angesagt. »Shaking the Habitual« nun kommt als Doppelalbum daher, das mehrfach ins Ziellose stochert. Startet »Raging Lung« noch handzahm, franst der Rhythmus zum Ende hin total aus. Das schwedische Duo vermischen Drone, Synthies, verstrahlte Stücke von Pop und Techno sowie House und verfrachten das in ihren eigenen Kosmos. »Stay Out Here« verweigert sich jeglicher Richtung, während Karin Dreijer Andersson als Poltergeist den dissonanten Track heimsucht. Wenn zum Ende dann doch noch ein verdaulicher Beat einsetzt, dann nur zum Anfüttern, zum schnellen Schmeicheln, bevor die nächste quere Idee sich schwer in die Atmosphäre von »Shaking the Habitual« absetzt. In der übrigens »Old Dreams Waiting To Be Realized« durchaus Sinn macht. Nur auf diesem Trip, dieser Moloch von Platte lädt niemanden ein. Unter all dieser Hässlichkeit, unter den vagen Songs liegen einzelne greifbare Stücke, die einem vielleicht über einen erbaulichen Ansatz helfen, diesem Album irgendwie einen Sinn zu geben. Trotzdem fehlt »Shaking the Habitual« ein Stück, dass es mehr verortet und öffnet. Aber The Knife hielten das wohl für eine schlechte Idee. Warum auch immer.
Shaking The Habitual