Review

The Human Aerial

Antenna

Reducer / Bkv • 2024

»Als Individuen kommen wir nicht darum herum, einem Tsunami an menschlichem Abwasser ausgesetzt zu sein. Meine Art, mit dieser verdorbenen Realität fertig zu werden, ist es, einen beliebigen Einfluss zu nehmen und ihm so mitzuspielen, dass er in eine Anti-Menschheits- & Systemstimme wird.« So beschreibt J. D. »Hooly« Barnell die Herangehensweise seiner Persona The Human Aerial. Underground-Bekanntheit hat er in den 80ern als Mitglied der Industrial-Punks Reducer gewonnen. Nun gibt er mit »Antenna« eine Kompilation seines Solo-Schaffens heraus. Alle sieben Tracks wurden zwischen 1984 und 1991 geschrieben, drei hat er neu aufgenommen. Entsprechend klingt »Antenna« wie eine vergessene Aufnahme der Thatcher-Ära. Horcht auf, Fans von Skinny Puppys »Mind« oder der frühen Coil!

The Human Aerial macht klassischen Industrial – rhythmischen Krach, voller obskurer Samples und nicht-einordbarer Geräusche. Mal warnt ein Prediger vor Satan, mal begleitet ritualistischer Gesang einen militärischen Beat. Gleichzeitig verbindet der Einfluss von Reggea und House The Human Aerial mit neuerem Künstler*innen wie The Bug. Dabei sei »Antenna«, so Barnell, »aus Leidenschaft entsprungen, nicht aus Geschick (ability)«. Dieser D.I.Y.-Charakter ist Stärke und Schwäche des Albums. Schwäche, weil etwas Kürzen manchen Songs gutgetan hätte. Stärke, weil man sich in ihren liebevoll gestalteten Details verlieren kann. Man muss sich nur für die entfremdete Freude am Schaffen empfänglich zeigen.