»Home Field Advantage« ist der unwahrscheinlichste Rap-Klassiker aller Zeiten. Das liegt nicht an den Produktionen von DJ Mighty Mi, die auch 25 Jahre nach ihrem Erscheinen das perfekte Destillat des New Yorker Sommers ’99 zwischen MPC-60, Jazz- und Funk-Samples, Freestyle-Sessions und der Baggy-Jeans-bekleideten Liebe zu einer Kultur sind, die mit Puffys Hollywood-Psychose nichts zu tun haben wollte. Es sind auch nicht die denkwürdigen Gastauftritte von Gleichgesinnten wie einem angriffslustigen Evidence in der Prä-Worst-Come-to-Worst-Ära, einem charismatischen Mos Def oder einem unbekannten Eminem kurz vor dem Start einer Rap-Karriere, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte. Auch der Schulterschluss mit dem einst absurd gehypten Label Rawkus Records sorgte eher für gute Startbedingungen für The High & Mighty. Nein, das Unwahrscheinliche hier ist Mr. Eon, der Rapper des Duos, bei dem das Mittelmaß zur Methode wird.
Seine selbstironische, aber bräsige Delivery täuscht auch heute nicht über Schenkelklopfer-Lines wie »keep that shit tight like grandpa’s speedo« oder unlustige Sex-Detektiv-Storyteller alá »Dick Starbuck« hinweg. Erstaunlicherweise schafft es Mr. Eon aber mit derart eingeschränkten Fähigkeiten in diesem wahnsinnigen Top-MC-Aufgebot (auch Skillz oder der vergessene Thirstin Howl III schauen z.B. vorbei) zu bestehen – in dem er eher unterstützender Sidekick als Protagonist ist. Fair enough. Das macht »Home Field Advantage« heute zu einer Art Abschlussprojekt des New Yorker Undergrounds dieser Zeit, aber auch zum Beginn des Indie-Raps der 2000er und ganz nebenbei zu einem entschiedenen »Nein« auf die Frage, ob auf einem Debüt zu viele Gäste sein dürfen.
Home Field Advantage