Wer sich dieser Tage fragt, wo Acts wie Bicep oder Overmono die Inspiration für ihren Stadiontechno beziehen, dem oder der hilft ein Blick in die Rave-Geschichtsbücher. Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger gab es auf der Insel nämlich schon mal Musik, die den Tänzer:innen in Warehouses oder auf irgendwelchen Feldern in der britischen Pampa zum Exzess obendrein gehörigen Portion melodischer Psychedelik einflößte. Sie nannte sich Hardcore, und The Future Sound Of London – was für ein prophetischer Name – veröffentlichten mit »Papua New Guinea« 1991 einen Meilenstein des Genres. Wo etwa Nightmares On Max mit »Aftermath« ein Jahr zuvor eine bedrohliche Atmosphäre heraufbeschworen, konzentrierten sich Brian Dougans und Garry Cobain voll und ganz auf die erhebende, positive, spirituelle Seite der Musik. Luftige, organische Breaks und eine graduell auf- und absinkende Bassline treffen im Original auf trancige Flächen und ein sehnsüchtiges Ethno-Vocal, das majestätisch durchs Klangbild schwebt. Mit weniger Pomp begnügte sich Andrew Weatherall, der in seinem Remix auf einen dezenten geraden Rhythmus setzte. 808 States Graham Massey ließ es sich nicht nehmen, über den Breaks mit dem Trademark-Saxophon der Kombo zu düdeln. Mit dem größten Spannungsbogen unter den insgesamt acht Versionen auf dieser Reissue ist der »Dumb Child Of Q Mix« ausgestattet, der viereinhalb Minuten auf einen Drop hinarbeitet, der doch nie eintritt. Vielleicht war früher doch alles besser.
Papua New Guinea