Irgendwo auf diesem Album liegt die Zukunft. Es ist die vierte Platte des britischen Musikers Kevin Martin als The Bug, wieder verschmelzen Beats, Dancehall, Grime und Dub zu einem dystopischen Gemälde, Hieronymus Bosch für das Gehör im 21. Jahrhundert. Tote Landschaften, auf denen viele kaputte Dinge passieren, die der Geist gar nicht fassen kann. Als Features hat sich Martin dafür etwa Grouper und Gonjasufi geholt. Unter welcher Spannung »Angels & Devils« als Album steht, machen dann Death Grips klar. Dass diese Platte in dem Moment nicht kippt, ist eigentlich schon ein großes Kunststück. Denn nie lässt »Angels & Devils« los, schmeißt den Hörer nicht raus, sondern lädt ein, klar. Schau hier verdammt nochmal hin. »Fuck You« pumpt sich über seinen Bass zu einem unglaublichen Monster auf, das Rapperin Warrior Queen ausweidet und zerlegt. Um dieses Album nur am Rande zu verstehen, braucht es bereits mehrere Durchläufe. Denn die Sounds, die Kevin Martin hier rausholt, sind zwar durchweg unauffällig, aber gerade deswegen fordernd. »Pandi« kommt als einer von zwei Tracks ohne Feature aus, trägt sich nicht einmal über die sakrale Orgel, kein Erweckungserlebnis, sondern nur das nächste Tor, das sich öffnet, verschlingt, zermürbt. Der Schatten hat hier längst die Überhand. Es ist die logische Entwicklung aus »London Zoo«, denn schließlich ist die Welt in den letzten sechs Jahren doch nur noch näher an den Abgrund gerückt. Sei froh, dass Du am Hemdzipfel von »Angels & Devils« hängen darfst. Die Hölle liegt in den Städten, in den Straßen, in den Menschen, den Massen, den Monstern. Die Zukunft ist das Ende.
Angels & Devils