Manchmal scheint es, als müsse man das Internet mit einer Warnung versehen: »Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren!« Trump, der Ampel-Kollaps, die organisierte Jagd auf Jüd:innen in Amsterdam – alles in einer Woche. Und ein neues Album von The Body? Oh, großartig! Das Duo hat es in den letzten zehn Jahren immer wieder geschafft, mich mit kreativen Variationen von Noise, Industrial und Metal in Abwärtsspiralen zu schicken. Mal erschlagen The Body im Stile von Masonna, mal verwirren sie wie die frühen Sun O))). Um dann plötzlich mit minimalistischem Folk zu Tränen zu rühren. Es gibt wenige Projekte, die ästhetische Radikalität so nahtlos mit unterschiedlichen Stilen verweben. Leider ist die Qualität uneinheitlich. Manche Alben haben Längen, andere Gimmicks.
Entsprechend vorsichtig habe ich mich an The Bodys neuestes Album »The Crying Out of Things« herangewagt. Es ist voll von schnörkellosem Noise, markerschütternden Schreien und hypnotischen Beats. Das Ergebnis ist reduzierter als »No One Deserves Happiness«, aber abwechslungsreicher als »I’ve Seen All I Need to See«. Stattdessen spielen The Body ihre Stärken gekonnt aus. Vor allem die erste Hälfte enthält einige der ergreifendsten Songs, die das Duo je produziert hat – die zweite Hälfte ist solider, aber geradliniger. Eine verstörende Diskographie, sowohl für Fans als auch als dankbarer Einstieg. In einer Welt, die immer weniger Luft zum Atmen lässt, bietet The Body eine Übung für ein Leben ohne Erwartungen.
The Crying Out Of Things Black Vinyl Edition