Review

Testcard #21

Überleben

Ventil Verlag • 2011

Tape des Jahres 2024

Die Zäsur ist geschafft. Die testcard 21 ist die erste Ausgabe, die nach dem viel zu frühen Tod des langjährigen Mitherausgebers Martin Büsser, der mit seinen Texten das Periodikum auch inhaltlich maßgeblich bestimmte, entstanden ist. Sie trägt den Titel »Überleben«, der einerseits auf die Fortsetzung dieser wohl wichtigsten Zeitschrift für Poptheorie im deutschsprachigen Raum anspielt, andererseits einen ersten Hinweis auf den Inhalt des Heftes gibt. Und dieser weiß zu überraschen, denn die zuletzt jährlich, zukünftig wieder halbjährlich erscheinende testcard blickt in die aktuellen Produktionsbedingungen im Pop und ist damit aktueller als das Gros der einschlägigen Publikationen, die in kürzerem Turnus veröffentlicht werden. Es geht in den Beiträgen im Kern um das künstlerische oder publizistische Schaffen unter prekären Verhältnissen, um die derzeitigen Produktionsbedingungen in der Popkultur, darum, welchen Wert Kunst heute noch zugemessen wird. Doch es werden auf 250 Seiten auch Themen wie Copyright, Situationismus, Aktionismus sowie Politik und Pop gestreift. Dabei wechseln sich Interviews, Feldstudien, Theorie, Agitation und Analyse ab. Highlights sind Texte wie der des amerikanischen Autoren Chuck Kleinhans, in dem er essayistisch seine Gedanken zur Kreativindustrie offenlegt oder wenn sich Iris Dankemeyer und Rebecca Enzinger fragen, wie ein Überleben für MusikerInnen überhaupt noch möglich ist und weshalb Musik unbezahlbar ist. Daneben gibt’s Interviews u.a. mit Simon Reynolds oder Diedrich Diederichsen, die man in dieser Form sonst auch nirgends zu lesen bekommt. Hinten finden sich dann noch 50 Seiten Reviews, mit einer spannenden Auswahl an aktuellen Neuerscheinungen in Musik, Film und Buch. So weit, so gut. Was mich allerdings zunehmend nervt, ist, das die testcard auch im vierzehnten Jahr ihres Bestehens noch den Inhalt so deutlich vor die Form stellt. Das betrifft v.a. das Layout, aber auch die Qualität der Texte. Ständig neue Schriften, in den verschiedensten Größen und in ein, zwei oder drei Spalten gelegt, teilweise dilettantische Illustrationen, dazu Texte, die stilistisch zumindest fragwürdig sind, schmälern einfach den Spaß an der Auseinandersetzung mit den Themen. Für 15 Euro darf ich als Käufer da mehr erwarten.

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