Als Künstlerin war Teresa Burga (1933-2021) über Geschmacksurteile erhaben. Denn die Peruanerin wurde als Vorreiterin der Konzeptkunst in Lateinamerika bekannt, also durch »bildnerische« Arbeiten, die sich vom Primat der Bildlichkeit entfernten. Historisch stellt dies eine Emanzipation der Kunst von ihrer sinnlichen Dimension dar. Dies bedeutet aber, dass, zumindest für Künstler*innen, subjektives Wohlgefallen (oder Missfallen) als Maßstab für Kunst irrelevant wurde. Burga war nie hier, um zu gefallen. Wie also ein Album rezensieren, das ihren Namen trägt?
»Estructura Proquesta Sonido« ist eine posthum erschienene Anthologie von Klangwerken, die zwischen 1972 und 2017 entstanden sind. Sie umfasst sowohl Audiotracks von musealen Installationen, eine Interpretation einer »konzeptueller Partitur« Burgas wie ein Stück, das sie in Auftrag gegeben hat. Klanglich hält die Tracks nur ein gewisser Minimalismus zusammen. »Estructura Informe Corazon« kombiniert den Puls eines Herzens mit Schluckgeräuschen, während »Menjase 4« aus verzerrtem Fernseh-Rauschen besteht. Demgegenüber ist »Borges« ein drolliges Spiel mit Wah-Wah-Effekten. »Estructura Proquesta Sonido« erinnert an eine Retrospektive, die Werke einer toterklärten Heldin nebeneinanderstellt. Und sie so, unbeabsichtigt, ihrer Schlagkraft beraubt. Was nicht heißt, dass es nicht zu anderen Arten der Auseinandersetzung einladen kann. Wie jede Kompilation ist es eine Aufforderung, nicht bei dem Kompilierten zu verweilen.
Estructura Propuesta Sonido