Teengirl Fantasy verschanzten sich für »Tracer« im heimatlichen Williamsburg. Also, genau jener Stadteil von Brooklyn, der vor ein paar Jahren zur gentrifizierenden Bastion für berufsjugendliche Lebenskünstler mutierte – ein Ort der Unentschlossenheit und des Aufbruchs. Auch Logan Takahashis und Nick Weiss‘ Comfort Zone ist weiterhin zwischen den Stühlen. Entsprechend ist ihr zweites Album »Tracer« durchzogen von flächigen Techno- und House-Fetzen, die in zielorientiertem Wankelmut sekundenverzögert Hörer-Erwartungen erst gar nicht zu erfüllen versuchen. Die beiden Freunde des Psychedelic-House stapeln 808s, Juno-106s und Wavestations sample-frei in träumerische Polyphon-Hybride, welche mit Teddy Riley genauso liebäugeln wie dem Chicagoer Warehouse. Ob taumelnd wie im Opener »Orbit«, schleppend wie in der Vorabsingle »End« oder stotternd wie das letzte Stück »Timeline«, werden synthetische Melodiebögen nur angedeutet, bevor sie sich wieder in der vernebelte Schwereanomalie zwischen Subbass und Kickdrum zurückziehen. »Tracer« ist das Ergebnis zweier verschlafener Wierdo-Komponisten, die der erschöpften Verwirrung einer durchzechten Partynacht huldigen. Auf der frenetischen French House-Referenz »Do It« schaut dann auch noch der legendäre Romanthony vorbei, dessen Stimme schon Daft Punk’s »One More Time« zum hartnäckigen Ohrwurm machte. Die verstreuten Samples vom T.P.S.-Debüt »7 AM« wichen den Vocals so wohlgesonner Hochkaräter wie Panda Bear, Laurel Halo oder der Newcomerin Kelela und füllen die zehn Anspielpunkte mit Scharen von Hits. Sofern man in Zeiten der täglichen Soundcloud-Flutwelle so etwas überhaupt noch landen kann …
Tracer