Der Herbst 2019 hat wahrlich nicht friedlich begonnen. Erdoğans Einmarsch in Syrien, die massiven Proteste unter Militäreinsatz in Chile, die tagelangen Demonstrationen im Libanon und in Katalonien, nicht zu vergessen die andauernde Protestbewegung in Hong Kong. Die Menschen machen ihrer Unmut Luft. Just in dem Moment tritt Teebs mit seinem neuen Album »Anicca« an die Öffentlichkeit. Fünf Jahre nach seinem letzten Album »Estara« Und er hat eine Botschaft dabei, die sich nicht nur an seine Fans, sondern auch an die vom Protest aufgeriebenen Gemüter dieser Welt richten könnte: Akzeptanz. »Anicca«, das bedeutet so viel wie die Unbeständigkeit alles Seienden zu akzeptieren – ein Konzept des Buddhismus. Eine Idee, die Veränderung fordernden Demonstranten gar nicht so fern liegt. Teebs aka Mtendere Mandowa setzt das mit einer zutiefst gelassenen Ruhe um; eine Mischung aus Trip-Hop à la Bonobo und ambient-artigen Instrumentals. »Slumber« beispielsweise besteht aus Harfenklängen, die der ghanaischen Harfenlaute Seprewa entstammen, und warmen Orchesterbläsern und -streichern. Das mag so aufgeschrieben opulent klingen, ist jedoch im Ergebnis sehr reduziert. Stellenweise hat sich Teebs prominente Gäste rangeholt. Auf »Studie« beispielsweise singt Panda Bear mit eigentümlichem Hall. Sehr L.A. (Teebs Wahlheimat), jedoch auch sehr circa 2010, als sich Indiepop zunehmend mit elektronischen Klängen vermischte. Das ist denn auch der Wermutstropfen dieses Albums: Alles irgendwie schon oft genug gehört. Trotzdem ist es schön, als Hörer:in in warme Watte gepackt zu werden. Gerade in diesem politisch spannungsgeladenen Herbst.
Anicca