Das Persönliche zuerst: In den fünf Jahren, in denen Tashi Wadas Album »What Is Not Strange?« entstand, starb sein Vater, der Komponist Yoshi Wada, und mit seiner Partnerin, der Musikerin Julia Holter, bekam er ein Kind. Nach Tashi Wadas Solodebüt »Duets« von 2014 ist dies das zweite Album des Musikers unter seinem Namen. In der Zwischenzeit hatte er mit seinem Vater als Tashi Wada With Yoshi Wada and Friends 2018 die Platte »Nue« veröffentlicht. Die daran beteiligten Künstler:innen, Julia Holter und der Perkussionist Corey Fogel, sind auch auf »What Is Not Strange?« wieder dabei. Hinzu kommen der Geiger Ezra Buchla und der Bassist Devon Hoff.
Die Musik hat sich gegenüber »Duets« und dessen reduzierten Cello-Drone-Studien – Tashi Wada studierte beim Microtonal-Music-Pionier James Tenney – merklich verändert. Diesmal legt er Stücke vor, die als erweiterte Songformate durchgehen, getragen vom Gesang Holters. Mikrotonalität auf Drone-Basis gibt es zwar nach wie vor, wie etwa im brodelnden »Under the Earth«, doch die Klangpalette hat sich kräftig erweitert, bevorzugt Cembalo- und Orgelklänge gehören dazu. Zudem beschäftigen Tashi Wada vor allem die Übergänge zwischen den Ausdrucksformen, mitunter, wie in »Time of Birds«, landet er so bei einer Art Drone-Song. Das Ganze ist ein Aufbruch ins Offene, ein Lockerlassen, bei dem konzeptuelle Strenge zugunsten von Überraschungen in unerforschtem Gebiet vernachlässigt wird. Hat etwas schön ausgefranst Seltsames.
What Is Not Strange?