Review Rock

Tara Jane O’Neil

Where Shine New Lights

Kranky • 2014

Schlaf; das bringt »Where Shine New Lights«. Tiefstes Dämmern, ein Durchatmen der Seele. Tara Jane O’Neil lässt auf ihrem siebten Album eine beeindruckende Atmosphäre entstehen, verabschiedet sich aber nie vom Song selbst. Dort wo andere alles im puren Klang auflösen, bleiben bei der 41-Jährigen noch Versatzstücke, die sich verschieben, verschwimmen, verblassen. Das Dröhnen durchzieht sie mit einer Geige, der pure Rausch wirft hier immer noch eine Melodie ab. Die amerikanische Songwriterin und Multiinstrumentalistin baut hier einen fantastischen Traum, der mal fiebrig, mal einlullend ist. »The Lull The Going« taumelt über seine Gitarre, während »Bellow Below As Above« sich in die Tiefe verabschiedet. Im Gegensatz zu vielen Kollegen hat Tara Jane O’Neil hier ihren Sound bereits gefunden, Experimente beschränken sich auf ein Minimum. Selbst »Glow Now« entdeckt noch sein Licht und erstrahlt bei allem Rausch doch noch. Als Erzählerin nimmt O’Neil sich nie in den Vordergrund, Worte sind nur Teil des Ganzen, nicht ihre Oberfläche. Und für dieses Spiel passt ihre Stimme perfekt. Ein leichtes leises Säuseln im Wind, im Rauschen dieses Albums. Ambient und Drone sind hier Teil des Songwritings und das verbindet sie zu einem eigenständigen Sound, der vielleicht das Gegenteil zur Atmosphäre ist, die Grouper erschafft. Dieses Album ist hell und geräumig, obwohl es sich im Kleinen abspielt. Das Schlummern währt hier fast 40 Minuten, es gibt kein böses Erwachen. Nur die Weiten, die Tara Jane O’Neil mit ein paar Tönen an die Wand wirft. Zwölf Songs, jeder davon ein Gemälde mit einer beeindruckenden weiten Traumlandschaft.