Review Electronic

Tallesen

Stills Lit Through

Software • 2014

Daniel Lopatins Software Label hat in diesem Jahr einige neue Namen hinzubekommen, darunter Thug Entrancer, Napolian, Suicideyear – und Tallesen: Der New Yorker Maler-Musiker Cayman Johnson alias Tallesen empfiehlt sich auf seinem Debütalbum »Stills Lit Through« als distanzierter Melancholiker mit reichlich Sinn für molekulare Melodien. Irgendwo in den fruchtbaren Gefilden zwischen Bassmusik und IDM züchtet Tallesen seine Gewächse aus milchig schimmernden Klängen und verdreht synkopierten, zugleich fast eingeschüchtert pochenden Beats. Das Coverbild von »Stills Lit Through«, in dem man die leicht verschwommene Innenansicht eines Wohnraums in gedeckten Tönen erkennen kann, illustriert Cayman Johnsons Herangehensweise ziemlich gut. Seine Song-Rudimente bevorzugen abgeschwächte Kontraste statt grell ausgeleuchteter Farben. Abstraktion verbindet sich bei ihm mit freundlicher Zugänglichkeit. Man meint in den Tallesen-Konstruktionen eine Art diffuse Wärme zu hören. Doch nicht alles will sich zu voller Größe fügen. Einzelne Stücke wirken noch etwas bemüht zusammengebastelt. Insgesamt bleiben sich die oft kurzen Nummern im Charakter auch recht ähnlich – Tallesen variiert im Grunde eine Stimmung, zu deren Artikulation er eine eigene Handschrift gefunden hat. Für ein erstes Album ist das eine ganze Menge.