Die Erwartung, man müsse etwas kennen, nur weil es schon älter und damit schon eine Weile auf der Welt ist, kann man getrost als weltfremd bezeichnen. Auch früher, im vordigitalen Zeitalter, wurde viel Musik auf Tonträgern veröffentlicht. Und längst nicht alles kam in die Plattenläden der Heimatstadt an. Wer also dem Tokioter Musiker Takayuki Shiraishi noch nicht begegnet ist, muss sich nicht gleich schämen. In den Achtzigern mit Underground-Projekten zwischen Post-Punk, No Wave und Industrial wie BGM, MLD oder Tristan Disco unterwegs, war »Photon« 1997 sein erstes Techno-Album. Ein reduzierter Ansatz, wenig Melodien, kaum aggressive Drumcomputer, dafür eine Reihe von perkussiven Sounds, die in diesem Kosmos eher ungewöhnlich erscheinen mögen. Wie der Fretless-Bass im ersten Stück »Afterglow«, in dem zudem wie im Titeltrack weit und breit kein Beat zu hören ist. Wenn, dann dominieren kompaktes Kreisen, kleinteilige Differenz statt akzentuierter Markanz und ständige Bewegung bei insgesamt gleichförmiger Erscheinung. Für Minimal Techno im engeren Sinne war das alles dann doch ein wenig zu sehr mit dem Detroit-Sound der alten Schule verbunden. Was Takayuki Shiraishi wiederum mit seinen eigenen Sounds würzt, die man projektionshalber als »asiatischG bezeichnen könnte. Zu idiosynkratisch, um aus heutiger Sicht altmodisch zu klingen. Klassisch dafür schon. Und zu entdecken.
Photon