Review Electronic

T.Raumschmiere

T.Raumschmiere

Albumlabel • 2015

Vier Jahre nach seinem letzten Quasi-Album meldet sich Marco Haas mit einem Album ohne Titel zurück. Hinweis darauf, dass es sich um ein besonders persönliches Album handelt, vielleicht aber auch nur der Tatsache geschuldet, dass sein blanker Künstlername all die Jahre so ambient-affin war, im Kontrast zum zupackenden Überkreuz von Punk und Techno, für das er sonst steht (das letzte Album hieß »The Rave Is On«). »Abfahrt« verweist mit seinem sanften, erwartungsvollen Flugzeugstart denn auch sowohl auf diesen Kontext und zugleich auf Brian Enos Ambient-Klassiker »Music for Airports«. Auf weite Strecken pflügt das Album dann jedoch durch tiefe Wasser. Nautische Referenzen, metallisches Klappern, hier dezimiertes oder rauchiges Schimmern, dort verrauschtes oder rumpelndes Pulsieren: inmitten präziser, aber minimaler Skizzen entvölkerter, bracher Räume hält nur »Zwischenstopp« in seinem Lucrecia-Dalt-haften Tunnelspuk inne und blickt auf den abhanden gekommenen frohen Ausblick des Anfangs zurück. Die magnetische Geradlinigkeit der Bewegung, mit der T.Raumschmiere und Koproduzent Ben Lauber ihre durchaus stimmungsvolle und auf knuffigen Bass gebettete Reise ausstatten, lässt in ihrem Zuge das Ambient-Etikett als Missverständnis erscheinen. Die klaren Harmoniefolgen und im Grunde berechenbaren Soundpaletten stehen eher für Entkörperlichung der Clubmusik als für Klangabenteuer, und eigentlich hat man das auch nicht anderes erwartet: Das soll so sein. Die verzitterten Celer-Harmonien von »Anker« wollen dann etwa eben doch ein gedämpftes Elektronika-Fahrwerk, anstatt sich wirklich ins Mysteriöse zu schrauben. Am besten gelingt kurz vor Ende das Duett aus verzogenen Pings und ächzendem Metall von »Do not open the hatch in a diving submarine«, nachdem sich just zuvor noch ein Track an die Bar zwischen Candie Hank und Sweet Reinhard verirrt hat. Das zerbrechliche Resumé aus Whisky und Schlaftabletten, das Gastvokalistin Anika zum Schluss zieht, könnte das stärkste Stück der Platte sein, klänge es nicht erfundener, als es vielleicht ist. Aber das ist wohl eine andere Geschichte.