Was sich hinter dem Phantom Sven Wunder verbirgt, haben wir schon an anderer Stelle versucht aufzuschlüsseln. Ob sich hinter dem Namen jetzt ein Mensch, eine Band oder ein Think-Tank verbirgt, ist dabei gar nicht weiter von Bedeutung. Viel interessanter ist immer noch die Musik, die wir nun seit längerem serviert bekommen. Während »Eastern Flowers« ein Eintauchen und Versinken in den musikalischen Welten des ehemaligen osmanischen Reichs darstellte und sich »Wabi Sabi« dem japanischen Liedgut zuwandte, ist »Natura Morta« gar nicht mehr so leicht topografisch zu verorten. Selbstverständlich möchte man bei einem Titel wie »Prussian Blue« das gelebte Preußentum erkennen, dabei verbirgt sich dahinter nur das Farbpigment Berliner Blau. Ein tiefes, aristokratisches Blau, das vor allen Dingen gerne als Pigment in der Ölmalerei verwendet wird – Van Goghs Sternennacht lässt grüßen. Und damit sind wir schon mittemang in der neuen Platte, die sich, man ahnte es schon, mit Malerei auseinandersetzt: »Natura Morta« ist der italienische Begriff für das Stillleben. Wo der Italiener aber tote Natur meint zu erkennen, zaubert Sven Wunder ein arg lebendiges Spektakel aufs Tableau. Dafür wird groß aufgefahren: 9 Violinen, Flügelhörner, Flöten etc. pp. Der Instrumentenfuhrpark wird mal voll ausgenutzt. Das klingt anfänglich noch wie Vince Guaraldi, schnell aber vor allen Dingen wie englischer Library Sound. Der orchestrale Sound der 1960er Jahre BBC-Fernsehproduktionen scheint hier ordentlich durch. Und perfekt, wie ein Geoff Love oder wie Roy Budd vermag Sven Wunder ein bündiges Soundgemälde in die Luft zu malen
Natura Morta