Blau, rot, Afrika, fürs Albumcover würde man schonmal ins Stadion gehen. »Keira« heißt Frieden, das Album ist die in Musik gepackte Reise des Briten Huw Bennett nach Gambia, den Fluss hoch, in kleine Dörfer, in die offenen Arme deren Bewohner. So weit, so kitschig. Und eben diesen Kitsch galt es zu umschiffen. Es stellt sich die alte Frage: wo hört die Klischeereiterei auf, wo beginnt die Hommage? Bennett löst das Problem, indem er die Bewohner des Landes zu Wort kommen lassen. Wo jene sprechen, die in der dargestellten Situation leben, stellt sich die Frage nach dem Klischee nicht mehr – da kann es höchstens der Betrachter/Hörer noch als ein solches empfinden. Bennett hat die Griots, Sänger, Dichter und Musiker Westafrikas also, gesampelt und aufgenommen; deren Gesang und Worte geben dem Album seine Stimme. Bennett selbst ist von Haus aus Bassist. Für das Album hat er aber auch das Mandinka Balafon und die Kutiringding Trommel gespielt, und das Ganze auf teils kontemporäre Drumgerüste gelegt. Von den Percussions tropft der Honig, in den richtig guten Momenten erinnern die Stücke mal leicht an Francis Bebey, mal an eher nordafrikanische Musik wie die von Maalem Mahmoud Guinia, aber auch an europäische Sample-Sammler wie Gold Panda Richtig Freude aber kommt nur stellenweise auf. Bei der Single »Anasumana« zum Beispiel: Hier ist Spannung drin, Klimax und Zug. Das alles geht einigen der anderen Tracks ab, man verfällt weder in mantrische Wonne, noch steuern die Songs auf eine pointierte Ekstase zu. Das liegt dann vor allem am Bass/Drum-Unterbau, der unter der sonst quirligen Instrumentierung und vollmundigen Charakter-Stimmen etwas Hüftsteif wirkt (besonders auf »Mamadou« und »Kangorang«). Trotzdem: das ist kein Album, über das man negativ reden will. Zu viel friedfertige Freude strahlt es aus.
Keira