Seit rund 40 Jahren forscht der Komponist Suso Sáiz mit elektronischen Klängen. Er gilt als Pionier der New-Age-Musik in Spanien, was als Etikett aber nicht unbedingt taugt, wenn man sich der Musik auf »Distorted Clamor« nähert. Ambient trifft es allemal, was bei den sich langsam verändernden Klängen ohne Beat kaum verwundern dürfte. Eine Besonderheit des Albums ist, dass Suso Sáiz gänzlich auf den Einsatz von Synthesizern verzichtet. Das ist im Ambient nicht ganz unüblich, Thomas Köner etwa wurde mit Aufnahmen von Gongs bekannt, die er ins Wasser hängte.
Suso Sáiz geht etwas anders vor. Er bearbeitet seine akustischen Klänge konsequent mit Wasser, Holz, Metall und Pedalen für bestimmte Effekte. Der Ursprung der einzelnen Klänge ist beim Hören nicht zu erkennen, oft sind sie mehr oder weniger stark verzerrt. So entsteht ein sehr zurückgenommenes, expressives Epos, bei dem man nie den Eindruck von Statik hat, sondern von ständiger Bewegung, in Zeitlupe wohlgemerkt. Die Strukturen mögen dem Genre vertraut sein, aber die »Stimmen«, die er verwendet, haben eine raue, zerbrechliche Schönheit, die aus dem Rahmen fällt.
Distorted Clamor