2011 war das Jahr der »Retromania«: Nicht nur, dass mit Simon Reynolds‘ gleichnamigen Buch, ein Werk erschien, dass das Phänomen erklärte; an jeder Ecke bezogen sich Bands auf unlängst vergangene Zeiten, die sie selbst nie miterlebt haben. Bereits ein Jahr zuvor nahm das englische Duo Summer Camp mit ihrer großartigen Young EP diesen Trend etwas vorweg. Auf sechs verträumten Songs bezogen sie sich auf 80s-US-College-Filme und naivem 60s-Pop – die Blogs spielten entsprechend verrückt, so dass einem erfolgreichen Album-Release nichts im Wege stand. Doch erst ein Jahr später konnten sich Jeremy Warmsley und Elizabeth Sankey aufraffen, Welcome To Condale auf den Markt zu werfen.
Das ihnen bei der Young EP noch anhaftende Dream-Pop-Tag haben sie für ihr Debüt größtenteils abgestreift und überraschenderweise gegen eine gehörige Portion Selbstvertrauen und Sexyness eingetauscht. Mit großen Schritten stürmen die zwei vermeintlich Schüchternen nach vorne und haben keine Scheu, Erwartungen zu enttäuschen.
Auch wenn man sich deutlich auf US-Teenager-Kultur beziehen mag, darf man musikalisch nicht stehen bleiben. So spielen Summer Camp auf ihrer Debüt-LP garagenrockig, electropoppig, big-beatig – nur schön Lo-Fi soll es immer klingen. Wer sich nach einem ersten Hören des Albums überfordert fühlt, sollte einen zweiten Versuch wagen – es lohnt sich.
Welcome to Condale