Review

Subtle Houzze

Controversy

Running Back • 2020

Bevor der im Jahr 2016 verstorbene Gerald Malke ab Mitte und Ende der 1990er Jahre als Gary D. im Trance-Segment mit charmant betitelten Tracks wie »Anal Intruder« Karriere machte, war er das Mastermind von Subtle Houzze. Mit »Ambience« legte das Projekt im Jahr 1990 seine erste LP vor, auf die zwei Jahre später die EP »Controversy« folgte und für die sich Malke diesmal mit dem schon vorher im Subtle-Houzze-Umfeld aktiven Boris Dlugosch die Produktions-Credits teilte. Die jeweiligen Prägungen der beiden – Malke war Resident im Unit, der gemeinhin als erster Techno-Club Hamburgs gilt, Dlugosch prägte gemeinsam mit Klaus Stockhausen das queere Nachtleben der Stadt im Front – finden auf der über Running Back verlegten Neuauflage von »Controversy« ihre Balance in wolkigen Chords und werkenden Grooves. Der bisher nicht erhältliche Main-Mix von »Hemisphere« dockt gleichermaßen an italienischen Dream House wie die Nachwirkungen des Second Summer of Love an, während der vorab bekannte Blade-Mix des Stücks grittiger auf die perkussiven Elemente und damit Richtung Chicago zugeschnitten ist. »Magic Phantasy« hingegen steuert New York an: Eine wunderbare Deep-House-Perle mit Flöten-Melodien und schiebender Bassline, die zum Schluss noch mit Stöhne-Vocals und Keyboard-Staccati die Arme in die Höhe reißt wie eine Überdosis MDMA die Mundwinkel. Auch »The Traveller« erscheint im Rückblick wie eine meisterhafte und doch janusköpfige Hommage, die sich entlang der zweiten Detroit-Welle und den sanfteren Ausläufern des britischen Techno weit aufspannt. Das alles macht »Controversy« ein vielseitiges Paket für alle Tages- und Nachtzeiten, auch wenn es der himmlische Disco-Smasher »Hot Hot Give It All You Got« als damals vermutlich nicht geklärten Edits des gleichnamigen Debbie-Jacobs-Stücks nicht darauf geschafft hat.