Review Jazz

Stuart Baker

Black Fire! New Spirits!

Soul Jazz Records • 2014

Jazz gilt – mitunter zu Recht – als apolitische Angelegenheit für Schöngeister. Dabei gibt es im Jazz eine Geschichte wachsenden afroamerikanischen Selbstbewusstseins, das zu einer politischen wie ästhetischen Radikalisierung geführt hat. So entstand der Hard Bop als Reaktion auf den von weißen Musikern geprägten Cool Jazz. Dessen komplizierte Harmonien ersetzten Musiker wie Art Blakey und Horace Silver bewusst durch eine Rückbesinnung auf die harmonische Struktur des Blues, um deutlich zu machen, dass Jazz in erster Linie eine afroamerikanische Kunstform ist. Auch Free Jazz und Creative Music entwickelten sich in der Auseinandersetzung mit der Frage, was Jazz als afroamerikanische Musik kennzeichnet. Ornette Colemans und John Coltranes Konzept der kollektiven Improvisation wurde von Kollektiven wie der 1965 gegründeten Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) aufgegriffen und erweitert.

Den Weg der Politisierung des Jazz illustriert der Fotoband »Black Fire! New Spirits! Images of A Revolution: Radical Jazz in the USA 1960-75«. In einem einführenden Essay erzählt Stuart Baker, Gründer von Soul Jazz Records kurz die Geschichte des Jazz der 1960er und 1970er Jahre, verweist auf die Bürgerrechtsbewegung oder den Versuch der politischen Instrumentalisierung schwarzer Jazzmusiker wie Louis Armstrong oder Duke Ellington durch die US-amerikanischen Regierung, die im Kalten Krieg auf Auslandsreisen geschickt wurden, um die Freiheitsideale der USA zu propagieren.

Der Titel des Buchs ist dabei etwas irreführend: Nicht alle der dargestellten Musiker sind in ihrer Musik durch extreme Ansätze aufgefallen. Ikonen des Free Jazz wie Albert Ayler oder Cecil Taylor stehen neben zugänglicheren Stars wie Herbie Hancock Nina Simone und George Benson. Unter den weniger bekannten Radikalen finden sich der Saxofonist Marion Brown, der Pianist Andrew Hill oder der Schlagzeuger Pheeroan akLaff. Die Anwesenheit von Stanley Clarke oder Lonnie Liston Smith hingegen wird durch deren Integration von Rhythm & Blues-Einflüssen gerechtfertigt, die allemal radikal sind in ihrer Abkehr von weißen Kunstformen.

Der Band gestattet seinen Bildern viel Raum, lässt in seiner Auswahl aber manche Frage offen. Warum zum Beispiel ein durch und durch von der Bürgerrechtsbewegung geprägter Musiker wie der Trompeter Wadada Leo Smith nicht mit einem eigenen Bild gewürdigt wird, ist nicht so recht nachvollziehbar. Doch das sind Details.