Nach zwei Jahren Funkstille meldet sich mit +3dB Records ein einzigartiges Plattenlabel aus Bergen in Norwegen zurück, das dort heimische Künstler auf einer spannungsgeladenen Plattform zwischen Neuer Musik, Improvisation, Noise und Aktionskunst zusammenführt. Ein Grund zum Feiern. Noch einer: Die gesonderte Label-Reihe für Solo-Performer wird fortgesetzt von der Vokalistin Stine Janvin Motland Diese gab parallel zu »Ok, wow« gerade ihr Solodebüt auf Lasse Marhaugs Label Pica Disc und wartete dort mit einer unerhörten Verbindung von Stimmkunst und Field Recordings auf. »OK, wow« liefert nach, dass Stine Janvin Motland nicht vom Himmel gefallen ist. Hier lassen ihre Improvisationen Traditionslinien aufscheinen, von Meredith Monk (deren Name hier ein Stück trägt, das mittels Jodeltechnik zu beinahe elektronisch klingenden Sounds führt) über ihre Landsfrau Maja Ratkje (eine der vielen, mit denen sie in zahlreichen Musik- und Theaterprojekten aktiv war und ist) bis zurück zum Post-Dada-Expressionismus eines Jaap Blonk in den beiden rahmenden Stücken, wo sie noch am Ende einen Rohrspatz auspackt, bei dem man feuchte Augen kriegt. Dabei bleibt sie immer sehr nahe an ihrem Instrument, lotet es bis ins Fraktale aus: »Kroken« ist eine Tour de Force aus pulsierenden Untertönen, Girren, Röcheln, die in der Akustik der Bergener Holzkirche aufblühen; in »Fanfare på ferde« spannt sie gar Stille zum Zerreißen an, ein Moment, an dem auch das Kreatürliche der Stimme besonders rührt. Vor allem aber beweist sie immer wieder, dass man Stimme wirklich aufbrechen kann und dies ganz unerwartete Farben zum Vorschein bringt. Das ist anstrengend, zuweilen auch beim Hören, aber von einer bizarren Schönheit, die man so nirgendwo sonst findet.
Stine Janvin Motland
In Labour
Pica Disk