Susumu Yokota hatte einen verschrobenen Humor und war zugleich anfällig für melancholische Töne, sein Werk reicht von ätzendem Techno bis hin zu fragilem und doch üppig arrangiertem Ambient. Schon Lebzeiten, spätestens aber mit seinem frühzeitigen Tod hat sich ein wahrer Personality-Hype um den jenseits von seiner Musik kaum profilierten Komponisten und Produzenten entwickelt – soll heißen die Reissue-Industrie zweitverwertet, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Das spanische Label Glossy Mistakes hat sich nun den beiden Ende der 1990er-Jahre veröffentlichten Alben unter Yokotas Pseudonym Stevia gewidmet. Derweil »Greenpeace« mit Funk-Samples und luftigen Breaks eine gewisse Sonntagsnachmittagslaune versprühte, steht das im Jahr 1997 veröffentlichte »Fruits of the Room« eher für eine Art von Rave-Abstraktionismus: New Yorker Deep House, Detroiter Techno und House oder britische Spielarten von Dance Music, angefangen mit Acid House über Ambient Techno bis hin zu Jungle, werden von Yokota aufgenommen und in ein verträumtes Klangbild übersetzt. Aus der Auseinandersetzung mit der jüngsten Vergangenheit der Dance-Musikgeschichte am Ende der großen Vorwärtsbewegungen und dem Anfang einer allumfassenden Erschöpfung spricht zugleich eine Hoffnung auf deren Zukunft, die den Stücken bis heute innewohnt und ihnen einen schwer greifbaren Schwung verpasst. Ein echter Susumu Yokota ist eben zutiefst ambivalent.
Fruits Of The Room