Review Jazz

Steve Reid

Odyssey Of The Oblong Square

Universal Sound • 1977

Der Schlagzeuger Steve Reid wird immer noch zu wenig geliebt. Dass er mit Sun Ra, James Brown, Fela Kuti und Miles Davis gespielt hat, genügt anscheinend nicht. Zwar hat die Zusammenarbeit mit Kieran Hebden gegen Ende von Steve Reids Leben ihm wieder zu mehr Aufmerksamkeit verholfen, doch auch Jazzkenner kennen ihn nicht unbedingt. Jetzt hat Soul Jazz nach »Rhythmatism« und »Nova« das dritte von Reids Alben aus den 1970er-Jahren, die damals in kleiner Zahl auf Reids eigenem Label Mustevic Sound Records erschienen, für eine Neuauflage ausgesucht. Ein deutlicher Unterschied zu den ersten beiden Platten: Steve Reid beschränkt sich diesmal neben einer Rhythmusgruppe, die ihn an Bass und Perkussion verstärkt, ansonsten auf Bläser. Der Trompeter Ahmad Abdullah, der auch auf »Nova« mitspielte, ist ebenso wieder dabei wie der Saxofonist Arthur Blythe, der schon auf »Rhythmatism« von der Partie war. Der Sound auf »Odyssey Of The Oblong Square« ist weniger an Funk als an feuriger Spiritualität interessiert, die Selbstorganisation der Musiker folgt mehr dem vermeintlichen Chaos des Free Jazz, wobei Steve Reid mit seinem zurückgenommen energischen Trommeln dafür sorgt, dass niemand den Überblick verliert. Dass Reid als Bandleader alles andere als ein Selbstdarsteller war, sondern sich ganz dem Kollektivsound verpflichtet fühlte, kann jetzt noch einmal spät, aber immerhin gewürdigt werden.