Scharf. Klingt auf Deutsch bei weitem nicht so gut wie sharp. Doch genau das bringt das Debütalbum des Schlagzeugers Steve Reid »Nova« von 1976 auf den Punkt. Beißende Orgel- und Bläsertöne, dazu ein wie angespitzt wirbelndes, kaum im Detail nachzuvollziehendes Trommel- und Beckenspiel, freier Funk vom gespanntesten Kaliber. Richtig schön ungemütlich, dabei aber in jeder einzelnen Sekunde wunderbar funky. So eine der Platten, die einem gern auch schon mal früher über den Weg hätten laufen können. Zum Gedächtnis des 2010 verstorbenen Trommlers hatte zuletzt Kieran Hebden einiges getan, mit insgesamt fünf Alben, die er mit dem im Verhältnis zu seinen Fähigkeiten – und den Kollegen, mit denen er im Lauf seiner Karriere spielte, von Miles Davis bis Dionne Warwick – nicht allzu bekannten Steve Reid gegen Ende von dessen Leben aufnahm. Auf »Nova« hingegen hatte sich Reid mit The Legendary Master Brotherhood zusammengetan, einer Band, die ihrerseits aus weniger bekannten Musikern wie dem Saxofonisten Joe Rigby bestand. Das tut jedoch nichts zur Sache. Alle Beteiligten tragen so konzentriert wie unberechenbar zum Erfolg des Geschehens bei, das nach einer guten halben Stunde schon wieder vorbei ist. Danach ist man hinlänglich elektrisiert.
Nova