Review

Steve O’Sullivan

Green Trax

Trip/трип • 2021

Gleichmäßige Viertel-Kicks regieren auf Steve O’Sullivans Werkschau-Schrägstrich-Compilation »Green Trax«. Die Bass Drum pocht, mal mehr, mal weniger konkret, immer aber traumwandlerisch sicher. Das liegt nicht nur an O’Sullivans feinem Beat-Programming, sondern auch an angenehm zurückgenommenem Melodien. Der Großteil der LP, die auf Nina Kraviz’ Trip erscheint, spielt sich in den Mitten ab, effektschwangerer Bass oder Sägezahn-Leads bleiben aus. Die meisten Tracks hat O’Sullivan auf seinem eigenen Label Green zwischen 1995 und 1999 schon mal rausgehauen, drei bislang unveröffentlichte Nummern sollen den Kauf erleichtern. Auch diese stammen – wie etwa der feine Opener »Vert« im »Extended Mix« – aus dem 20. Jahrhundert. Macht aber gar nichts, schließlich klingt O’Sullivans meist tooliger, immer dubbiger Techno so simpel und zeitlos, dass der Zeitstempel musikhistorisch nur bedingt Sinn macht. Beispiele gefällig? »Viridi« könnte ebenso gut aus DVS1 traditionsbewusster Feder stammen, »Grænn« hingegen zieht kratzige, ausgreifende Schleifen und hat subtile Berührungspunkte mit dem Deep Techno der Zehnerjahre, »Zelenyy« offenbart sein Exoskelett und grollt wie Retina.it. Eine stattliche Bandbreite, die »Green Trax« auffährt – allerdings in kohärenter Ästhetik; ohne nervige Hochstapelei, aber mit ganz viel Auge fürs Detail, das die LP ganz locker für den heimischen Plattenspieler prädestiniert. Wer schon seit Jahren nach einem zünftigen Dub-Techno-Revival giert, dem*der gibt Steve O’Sullivan einen weiteren Grund zur Hoffnung. Und gleichzeitig eine höchst aufschlussreiche Irrfahrt in die Techno-Historie.