Review

Stephen Mallinder

Um Dada

Dais • 2019

Professor Mallinder war, seiner Lehrverpflichtungen ungeachtet, in den vergangenen Jahren keinesfalls untätig, was die Musizierpraxis belangt. So erschienen etwa 2014 und 2016 die beiden Alben des Trios Wrangler dem Stephen Mallinder als Nestor gewissermaßen vorsteht. Die aktuell im Vorfeld der Veröffentlichung von »Um Dada« lancierte Ankündigung, nach 35 Jahren erscheine jetzt sein zweites Soloalbum, mag da etwas vexierend gewirkt haben. Was andererseits im direkten Vergleich mit Richard H. Kirk seinem ehemaligen Mitstreiter bei Cabaret Voltaire dem Projekt, durch das beide in der Musikgeschichte in erster Linie aktenkundig geworden sind, umso frappanter erscheint, ist Kirk doch auch nach Mallinders Ausscheiden aus dem aktiven Dienst bei den Industrial-Pionieren Cabaret Voltaire kontinuierlich solo produktiv gewesen, unter eigenem oder dem vormals gemeinsamen Bandnamen. Mallinder hingegen beteiligte sich vornehmlich an diversen kollaborativen Projekten, begann seine künstlerische Aktivität zunehmend theoretisch zu begleiten und lehrt heute Digital Music sowie Sound Art an der University of Brighton. Diese reflexive Akademisierung des eigenen Schaffens hat auf »Um Dada« hingegen wenige erkennbare Spuren hinterlassen. Vielmehr plädiert Stephen Mallinder mit dem Album für eine an House geschulte Renaissance des Cabaret Voltaire-Stils der mittleren Phase in den 1980er Jahren, mit Wortbeiträgen, die er gegenüber den damaligen Texten noch einmal drastisch reduziert hat. Grenzfälle von Cut-ups sozusagen. Ein affirmatives, clubpositives Plädoyer für Dada im 21. Jahrhundert.